Auf Ski- und Schneeschuhtouren sind Smartphone, Digitalkamera und GPS heutzutage nicht mehr wegzudenken. Vielen Tourengängern ist aber kaum bewusst, dass diese Geräte Lawinenverschüttetensuchgeräte (LVS) massiv stören können.
Stell dir vor, dein LVS schickt dich bei einem Notfall erst 40 Meter in die eine, dann 30 Meter in die entgegengesetzte Richtung und plötzlich ist gar kein Signal mehr zu empfangen. Solche Meldungen über fehlerhafte LVS-Signale hätten in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt Ilari Dammert, Produktmanager der Barryvox-Linie von Mammut. In den meisten Fällen ist aber nicht ein defektes Gerät die Ursache für fehlerhafte Signale, sondern es sind mitgeführte elektronische Geräte, wie Smartphones, Digitalkameras oder GPS-Uhren. Nahezu alle Reklamationen liessen sich im Nachhinein mit «Irritationsquellen» erklären, die von den Nutzern mitgetragen wurden, bestätigt Dammert.
Hochsensible Funkempfänger
Neuere LVS-Geräte sind zwar weniger störanfällig als ältere Modelle, ganz verhindern lässt sich der physikalische Effekt der elektromagnetischen Strahlung anderer Geräte oder die Beeinflussung durch Metallgegenstände aber nicht. Die LVS-Produzenten mahnen deshalb, dass Tourengänger und Schneeschuhläufer sicherer unterwegs sind, wenn sie sich bewusst sind, dass das LVS-Geräte eigentlich hochsensible Funkempfänger sind. Die meisten Hersteller weisen zudem auch in den Gebrauchsanleitungen der Geräte darauf hin. Offenbar werden diese Hinweise aber kaum oder gar nicht beachtet.
Im Suchmodus besonders empfindlich
Die grosse Stärke von LVS-Geräten ist gleichzeitig auch ihre grösste Schwäche: Weil sie hoch empfindlich sind und auch sehr schwache Signale empfangen und auswerten können, sind sie leider auch genauso empfänglich für Störungen. Besonders im Suchmodus sind LVS-Geräte um ein Vielfaches empfindlicher als im Sendemodus. Um Störungen zu vermeiden und im Notfall auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen alle Hersteller die gleichen zwei Verhaltensweisen:
Im Sendemodus gilt es, grundsätzlich alle möglichen Störquellen mindestens 20 Zentimeter vom LVS entfernt zu tragen. Im Suchmodus sollte der Abstand sogar 50 Zentimeter betragen.
Was stört ein LVS?
Generell erzeugen alle elektronischen Geräte wie Smartphones, MP3-Player, Kameras, Funk- oder GPS-Geräte elektromagnetische Felder, die das Empfangssignal von LVS-Geräten beeinflussen können. Zudem können metallische Objekte wie Lawinenschaufeln, Sonden, Magnetknöpfe, beheizbare Jacken, aber auch Trinkflaschen oder sogar Getränkeverpackungen die Sendeleistung reduzieren.

Wenn zum Beispiel ein Smartphone in die Nähe eines LVS-Gerätes im Suchmodus gehalten wird, erhöht dies dessen Grundrauschen. Dies wiederum reduziert die maximale Empfangsreichweite und somit die Suchstreifenbreite. Bei Geräten mit analogem Ton ist dieses Grundrauschen gut hör- und einfach erkennbar. Im Extremfall kann es sogar Signale vortäuschen, sogenannte Geistersignale, und zur Anzeige von irrationalen Richtungen und Distanzen führen. Metall hingegen kann im Sendemodus die Sendeleistung dämpfen und die maximale Sendereichweite reduzieren.
LVS und Handy getrennt tragen
Um dem empfohlenen Sicherheitsabstand von mindestens 20 Zentimetern zwischen LVS und anderen elektronischen Geräten einhalten zu können, sollte darauf geachtet werden, dass sie sich im Falle einer Verschüttung nicht zu nahe kommen. Soll heissen: Wenn das LVS in der linken Hosentasche getragen wird, gehört das Smartphone in die rechte Tasche.
Im Suchmodus empfehlen Experten sogar einen Mindestabstand von 50 Zentimetern. Zudem müssen Actionkameras bei einer Suche unbedingt ausgeschaltet werden, denn der Abstand zwischen dem LVS-Gerät und Kameras, die am Kopf oder an der Brust getragen werden, beträgt nie 50 Zentimeter. Und auch Smartphones sollten bei einer Suche komplett ausgeschaltet werden. Das Handy nur in den Flugmodus zu versetzen, reicht nicht.

Die wichtigsten LVS-Regeln
Im Sendemodus:
- Mindestens 20 Zentimeter Abstand zu möglichen Störquellen einhalten.
- Schon beim Packen an die Sensibilität des LVS-Gerätes denken. Zum Beispiel: Smartphone in die linke, LVS in die rechte Hosentasche.
- Am Anfang einer Tour einen LVS-Check (Empfangs- und Sendekontrolle) durchführen.
- Batterien mit mindestens 40 Prozent Kapazität verwenden – keine Akkus.
- Regelmässiges Training ist trotz vermehrten Warnungen (im Display) vor fehlerhaften Signalen der beste Weg, um möglichst gut vorbereitet zu sein.
Im Suchmodus:
- Einen Mindestabstand von 50 Zentimetern zu Störquellen einhalten. Jeder zusätzliche Zentimeter verbessert die Leistungsfähigkeit des LVS-Gerätes.
- Wenn man bei der Suche allein ist, das Handy nicht abstellen, aber separieren!
- Auch Smartphones im Flugmodus können stören!
- Während des Notrufs mit dem Mobiltelefon mindestens 25 Meter Abstand zu den Suchenden einhalten.
- Actionkameras müssen während der Suche unbedingt abgeschaltet werden.
