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Das Misox stand schon länger auf unserer Bucket List. Nun haben wir das Bergtal im Süden des Kantons Graubünden endlich einmal besucht und dort für euch den Kultur- und Naturlehrpfad in der Region Soazza getestet.

Das Misox (ital. Moesano) ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen Nord und Süd. Der Name des Bergtals ist auf den Fluss Moesa zurückzuführen, der auf dem San-Bernardino-Pass auf 2065 m entspringt und in der Nähe der Gemeinde Arbedo-Castione, nach Überwinden eines Gefälles von 1800 Meter, in den Fluss Ticino einfliesst. Das Misox erstreckt sich vom tiefsten Punkt in San Vittore mit 260 m ü. M. bis zum höchsten Punkt, dem Pizzo Tambo auf 3270 m ü. M.

Die Region ist geprägt von schroffen Gipfeln, dichten Wäldern sowie pittoresken kleinen Ortschaften wie zum Beispiel Soazza (620 m), wo wir nach unserer Anreise im gleichnamigen Hotel übernachtet haben. Rund 320 Menschen leben in Soazza mit seinem wunderbar erhaltenen Dorfkern. Die grösste Attraktion des Ortes ist die Pfarrkirche San Martino, die gut sichtbar auf einem Felsvorsprung steht.

Pfarrkirche San Martino in Soazza im Misox
Die Pfarrkirche San Martino in Soazza.

Leider war bei unserer Anreise das Wetter im Misox regnerisch, der Empfang im Garni-Hotel durch die Chefin persönlich dafür aber umso sonniger. Da wir die einzigen Gäste waren, kamen wir in den Genuss einer ausführlichen Hotelführung und konnten uns sogar das Zimmer aussuchen. Die Freundlichkeit der Besitzerin ging sogar so weit, dass sie uns für das Abendessen mit ihrem Auto in eine nahegelegene Pizzeria gefahren hat, weil in Soazza die beiden einzigen Gasthäuser just am selben Tag geschlossen haben. Und nach dem Essen hat sie uns auch wieder abgeholt. Mehr Gastfreundschaft geht wohl kaum.

Auf und ab durch dichte Wälder

Am nächsten Morgen waren die Regenwolken glücklicherweise verschwunden und nach einem überaus reichhaltigen Frühstück und einer sehr herzlichen Verabschiedung machten wir uns auf, den rund 11 Kilometer langen Sentiero Cultura e Natura zu erkunden.

Wegweiser Wanderweg im Misox
Der Weg ist weiss-rot-weiss oder mit grünen Tafeln beschriftet.

Der mehrheitlich gut markierte Weg führt zuerst über das Trassee der alten Bahnlinie nach Mesocco. Die 1907 eröffnete Linie wurde 1972 für den Personenverkehr aufgehoben, 2003 auch für den Güterverkehr.

Alter Bahntunnel im Misox
Früher eine Bahnlinie, heute ein Wanderweg.

Nach einigen Minuten erblickt man bereits das erste kulturelle Highlight der Wanderung: die Ruinen des Castello di Mesocco, eine der grössten Burganlagen der Schweiz. Sie bildete zu Beginn des 13. Jahrhunderts bis 1526 das herrschaftliche Zentrum des Tals.

Die Burgruine Mesocco im Misox
Die Burgruine in Mesocco.

Zusammen mit der Kirche in Soazza sind das allerdings die einzigen kulturellen Höhepunkte, der Rest des Rundwegs besteht hauptsächlich aus Natur – und die war zum Zeitpunkt unserer Wanderung sehr üppig. Stellenweise war der Weg so stark mit Farn und anderem Gebüsch überwachsen, dass es schwierig war ihn zu erkennen.

Anschliessend geht es zum Teil sehr steil und relativ unwegsam weiter durch bewaldetes Gelände zum höchsten Punkt der Wanderung auf 1060 Meter, wo man den Wald erstmals wieder verlässt und eine herrliche Aussicht auf die umliegende Bergwelt geniessen kann.

Abkürzung mit mehr Aussicht

Danach führt der Weg wieder hinunter auf 689 Meter und man wandert oberhalb von Soazza einige Zeit weiter Richtung Westen, bevor der nächste Anstieg beginnt. Beim Weiler Poent auf etwa 896 m ü. M. zweigt der Sentiero Cultura e Natura rechts ab und man wird auf einem wirklich sehr steilen Waldweg oberhalb des Weilers zu Punkt 904 geführt. Die rund 1,5 Kilometer Weg sind aber wenig attraktiv und für ungeübte Wanderer meiner Ansicht nach auch nicht ganz unproblematisch. Ich empfehle deshalb, bei Poent dem weiss-rot-weiss markierten Weg zu folgen, über den man den Punkt 904 in gerade mal zwei Minuten erreicht – und dabei erst noch mehr Aussicht hat als im steilen Waldstück.

Auf den restlichen rund 2,5 Kilometern des Sentiero Cultura e Natura wandert man dann wieder durch Waldstücke, über aussichtsreiche Lichtungen und vorbei an alten Rustici zurück zum Ausgangspunkt nach Soazza.

Ein Rustico mit Aussicht auf die Berge im Misox
Wo der Wald lichter wird, gibt’s traumhafte Aussichten.
  • Einkehr/Unterkunft: Hotel Soazza & Romantik-Hotel Al Cacciatore.
  • Gehzeit: rund 4,25 Stunden
  • Schwierigkeit: T3
  • Auf/Abstieg: 870 m / 870 m
  • Karte: 1:50’000 Wanderkarte 267T San Bernardino
  • Beste Jahreszeit: Jun – Okt

Achtung: Auf dem Wanderweg gibt es keine Einkehrmöglichkeiten und in Soazza auch keinen Laden. Ins Gepäck gehört daher zwingend auch genügend Flüssigkeit und Proviant.

Wanderkarte Sentiero Cultura e Natura im Misox
Klick auf die Karte für mehr Details.

Fazit

Der Sentiero Cultura e Natura ist ein Muss für Waldfreunde. Die alten Kastanien-, Eichen- und Nadelwälder sind traumhaft schön und spenden an heissen Tagen angenehm Schatten. Und zwischendurch kann man sich auch an kleinen Bächen erfrischen. In lokalen Prospekten wird die Wanderung als «Touristischer Weg» gekennzeichnet. Meiner Ansicht nach ist der Weg allerdings nichts für ungeübte Wanderer. Trittsicherheit ist vor allem in den dicht bewachsenen Abschnitten zwingend notwendig, da es neben den Wegen stellenweise steil hinab geht. Ebenso ist eine gewisse Erfahrung in unwegsamem Gelände von Vorteil, weil die weiss-rot-weissen Wegmarkierungen nicht immer auf Anhieb zu erkennen sind. An neuralgischen Stellen gibt es aber jeweils grüne Hinweisschilder.

Sollte der Weg von den zuständigen Stellen auf die Sommersaison hin noch etwas vom dichten Bewuchs befreit werden, fällt die Orientierung etwas leichter und auch das Gehen auf den zeitweise sehr schmalen Wegen wird etwas sicherer. Für Turnschuh-Touristen ist der Rundweg aber auch dann nicht geeignet.

Bonus-Tipp: Der Burgenweg im Domleschg

Nach der Wanderung sind wir mit dem Postauto von Soazza nach Thusis gefahren, wo wir im Bed & Breakfast Gyger übernachtet haben, das ich euch sehr empfehlen kann. Neben dem überaus freundlichen und zuvorkommenden Personal bietet das B&B mit dazugehöriger Bäckerei sehr gutes Essen und schöne und saubere Zimmer zu vernünftigen Preisen.

Frisch gestärkt und ausgeruht starteten wir am nächsten Morgen unsere Wanderung auf dem Burgenweg Domleschg. Der rund 16 Kilometer lange Weg führt entlang imposanter Burgen und Burgruinen von Thusis über Sils i. D., Fürstenau, Pratval, Paspels und Tomils nach Rothenbrunnen. Der Weg ist nicht sonderlich anspruchsvoll und kann auch mit leichten Schuhen gemacht werden. Schatten ist auf dieser Tour allerdings Mangelware, weshalb man die Wanderung am besten im Frühling oder Herbst macht.

Blick auf das Schloss Baldenstein im Domleschg
Das Schloss Baldenstein in Sils i. D.
  • Einkehr/Unterkunft: Bed & Breakfast Gyger (und weitere)
  • Gehzeit: rund 4,15 Stunden
  • Schwierigkeit: T1
  • Auf/Abstieg: 444 m / 520 m
  • Karte: 1:50’000 Wanderkarte 257T Safiental
  • Beste Jahreszeit: Mai – Okt
Wanderkarte Burgenweg Domleschg
Klick auf die Karte für mehr Details.
Dieser Beitrag ist im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Graubünden Ferien entstanden. Der Inhalt und meine Meinung wurden dadurch nicht beeinflusst.

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