Nassschneelawinen reissen häufig spontan los und entstehen meistens im Frühling, bei Regen oder steigenden Temperaturen. Schmelzwasser oder Regen führen dazu, dass die Schneedecke immer mehr durchnässt – und so die Verbindung zum Boden oder zwischen einzelnen Schneeschichten rutschig wird. Die Lawinengefahr steigt im Laufe des Tages meistens an, weshalb steile sonnenbeschienene Hänge und ihre Auslaufbereiche sehr früh wieder verlassen werden sollten. Regionen mit schwachem Schneedeckenaufbau sind besonders anfällig für Nassschneelawinen.

Die Nassschneelawinen-Typen
Lockerschneelawinen breiten sich vom Auslösepunkt nach unten aus, indem der abrutschende Schnee immer mehr Schnee mitreisst. Damit eine Lockerschneelawine abgeht, muss die Hangneigung etwa 40 Prozent betragen. Als Nasschneelawinen können sie in steilem Gelände beachtliche Grössen erreichen.
Schneebrettlawinen haben einen breiten, linienförmigen Anriss. Sie entstehen nur, wenn eine gebundene Schneeschicht (das «Schneebrett») auf einer Schwachschicht liegt und von dieser Schichtkombination eine grosse Fläche vorhanden ist. Zudem braucht es eine Zusatzlast, um die Lawine auszulösen, wie etwa Wanderer oder Wildtiere. Damit die Nassschneelawine als Schneebrett abgeht, muss ein Hang mindestens 30 Grad steil sein. Schneebrettlawinen sind die gefährlichsten Lawinen und fordern über 90 Prozent der Lawinenopfer.
Was tun, wenn’s passiert?
Erfahrene Berggänger, Skifahrer und -Tourengänger sind in der Regel mit dem notwendigen Equipment ausgerüstet, um bei einem Lawinenabgang möglichst schnell und richtig reagieren zu können. Deshalb hier einige Tipps für unerfahrene Wanderer:
- Eine gute Vorbereitung ist das A und O, wenn es in die Berge gehen soll. Schau dir den Wetterbericht und das Lawinenbulletin an und informiere dich vor der Tour bei Bergrestaurants, Hütten oder Tourismusmorganisationen über die Verhältnisse vor Ort und hört auf die Ratschläge und Empfehlungen der Locals.
- Wenn du weisst, dass du in einem Gebiet unterwegs sein wirst, in dem Lawinen abgehen können, gehören LVS, Schaufel und Sonde zwingend mit ins Gepäck.
- Gehe nie alleine auf eine Tour. Wer verschüttet wird, ist auf Hilfe angewiesen. Meist liegen zwischen Leben und Tod im Schnee kaum 15 Minuten.
- Sei während der Wanderung aufmerksam, um Gefahren zum Beispiel durch Geräusche unter der Schneedecke frühzeitig zu erkennen.
- Wenn ihr beobachtet, wie jemand von einer Lawine mitgerissen wird, versucht die erfasste Person möglichst lange im Auge zu behalten. Informiert umgehend die Rettung. In der Schweiz ist das in meisten Fällen die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega), die ihr unter der Nummer 1414 erreicht.
- Wenn die Lawine abgegangen und die unmittelbare Gefahr vorüber ist (Nachlawinen), grenzt den Suchbereich ein. Markiert den Punkt, an dem die Person von der Lawine erfasst wurde und den, an dem sie verschwunden ist mit Stöcken oder Kleidung. Sucht die Schneemassen nun gründlich auf Aufrüstung oder Körperteile ab und beginnt dann mit der Suche etwas unterhalb des Punktes, wo die Person verschwunden ist.
Die oben aufgeführten Tipps sind weder vollständig noch garantieren sie, dass eine verschüttete Person lebend aus einer Lawine geborgen werden kann. Wichtig ist, dass ihr schnell und überlegt handelt. Bereits nach 15 Minuten sinken die Überlebenschancen markant. Nach 35 Minuten sind bereits rund 70 Prozent der Verschütteten tot.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Nasschneelawinen können auch im Herbst und Winter entstehen. Im September 2020 beispielsweise musste die Rega im Alpstein eine 19-jährige Frau retten, die unter einer Nassschneelawine begraben wurde. Die junge Frau war mit einem Begleiter auf dem Wanderweg oberhalb des Seealpsees unterwegs. Die Verhältnisse für Nassschneelawinen waren zu diesem Zeitpunkt optimal: Nasser Schnee auf warmem Untergrund, dazu Föhn und starker Wind.

Die junge Frau im Alpstein hatte nicht zuletzt deshalb 30 Minuten unter einem Meter Schnee überlebt, weil sie beim Abgang hinter einem Fels Schutz suchte und im dadurch entstandenen Hohlraum genügend Luft zum Atmen vorhanden war.
Alpstein wird oft unterschätzt
Das Alpsteinmassiv ist mit zahlreichen Höhlen, Rissen und Dolinen durchsetzt. Das lediglich 28 Kilometer lange und im Mittel zehn Kilometer breite Massiv ist oft sehr steil und die Täler sind tief eingeschnitten. Entsprechend häufig sind deshalb auch Hangneigungen über 30 Prozent, wie auf der Karte zu sehen ist.

Das nachfolgende Bild zeigt die Hangneigung im Wandergebiet oberhalb des Seealpsees, wo die beiden Wanderer im September 2020 unterwegs waren.

Aufgrund seiner exponierten Lage am Alpennordrand sind die Wetterverhältnisse im Alpstein zeitweise wechselhaft und unbeständig. Aufgrund der alpinen und steinigen Natur entstehen oftmals Wetterlagen die hochalpinen Charakter haben. Entsprechend ausgerüstet sollte man vor allem im Frühjahr und im Herbst deshalb auch sein, für eine Tour im Alpstein.
Umfrage
