Freche Stupsnase, Grinsemund und neugierige Knopfaugen: Murmeltiere, in der Schweiz auch Munggen genannt, sind (nicht nur) die Lieblinge der Kinder. Sie sehen einfach unglaublich putzig aus! Das Team des Pro Natura Zentrums Aletsch bietet spannende Murmeltier-Exkursionen für Familien und Interessierte an und gibt Tipps zur Beobachtung.
Am Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die steilen Bergwiesen oberhalb des Alpmuseums treffen, steigen sie aus ihrem Bau: Die Murmeltiere der Aletsch Arena schütteln sich den Winterschlaf aus dem Fell und sitzen erst einmal gemütlich in der Sonne, als würden sie die Aussicht geniessen: Über die Riederalp blicken sie hinunter ins Tal der jungen Rhone und hinüber zu den Gipfeln von Matterhorn, Weisshorn und Dom.
«Hallo, da sind wir wieder!»
Die Murmeltier-Kinder des letzten Jahres sind zwar schon fast so gross wie ihre Eltern, aber man erkennt sie sofort: Sie stupsen sich mit den Nasen an, richten sich auf, um grösser zu sein als der andere, schubsen sich, springen sich an, packen sich gegenseitig am Fell und kugeln als wilde Knäuel über die Wiese – als wollten sie zeigen: «Hallo, da sind wir wieder!»

Die kleinen Erdhörnchen haben sich hier oben wirklich ein traumhaft schönes Fleckchen Erde ausgesucht: blühende Bergwiesen, in denen bunt verstreute Granitkugeln zum Sitzen und Klettern einladen. Drum herum die glitzernde Bergwelt von insgesamt 40 Viertausendern und oben am Grat der grossartige Ausblick auf den längsten Gletscher der Alpen. Ausserdem uralte Arven, kleine Bergseen, neugierige Schafherden und vieles mehr. Kein Wunder, dass die Murmeltiere nach ihrem langen Winterschlaf erstmal genüsslich diese Aussicht geniessen!
Vier Herzschläge pro Minute
Ein Winterschlaf übrigens, der nach einem ausgeklügelten Konzept funktioniert, wie Laudo Albrecht, ehemaliger Leiter des Pro Natura Zentrums, erklärt – und eigentlich gar kein Schlaf ist: «Murmeltiere fallen zwischen Ende September und Anfang April in ihrer Höhle immer wieder in eine Kältestarre – ihre Körpertemperatur sinkt dabei von 38 auf unter zehn Grad, ihr Herz schlägt nur noch drei- bis viermal pro Minute, und in derselben Zeit tun sie nur vier Atemzüge.» Um den sechs- bis achtmonatigen Winterschlaf zu überleben, fressen sich Murmeltiere im Sommer Fettreserven an. Im Frühjahr bringen sie zwischen zwei und fünf Junge zur Welt.
Zudem sehen und hören Murmeltiere auch sehr gut. Die Tiere haben eine Lebenserwartung von 12–14 Jahren. Sie leben tagaktiv in sozial strukturierten Verbänden mit bis zu 20 Tieren. Sie graben Kammern und verbinden diese durch ein komplexes Höhlensystem von bis zu 70 m Länge.

Und plötzlich: «Schau, da drüben!». Vier Murmeltiere hüpfen von einem Krokus zum anderen und verschlingen die hübschen Blüten in Windeseile. Hundert Meter weiter, Richtung Bettmeralp, hat Laudo eine weitere Gruppe entdeckt. Er reicht uns das Fernglas, und mit angehaltener Luft beobachten wir reihum ein einjähriges Tier, das eine Kratzdistel pflückt und den Boden der Blüte genüsslich herausfrisst – aufrecht stehend, die Beute in den Vorderpfoten.
Ein Pfiff, und weg sind sie …
Man muss unwillkürlich lächeln bei diesem netten Anblick, wenn die Murmeltiere sichtlich frühlingsfroh und abenteuerhungrig in die neue Saison starten. Wir sitzen auf einem Felsen, überall rinnen kleine Schmelzwasser-Bächlein herab, es wirkt alles so lieblich, dass wir den schrillen Pfiff, der eigentlich ein Schrei ist, wie Laudo erklärt, gar nicht ernst nehmen.
Doch die Murmeltiere verstehen die Warnung, sie sind blitzschnell in ihren Löchern verschwunden – und der Steinadler, eben noch im Sturzflug von der Moosfluh her, hoch oben beim Grossen Aletschgletscher, dreht unvermittelt ab. «Glück gehabt», murmelt Laudo, in dessen Brust zwei Herzen schlagen: «Auch die Steinadlerküken in ihrem Horst tief unten in der Massaschlucht haben Hunger», sagt er. «So funktioniert eben die Natur.»
Möchtest auch du die Murmeltiere im Wallis beobachten? Mit der Gästekarte ist das Angebot der Aletsch Arena kostenlos. Erwachsene bezahlen CHF 14, Kinder (7 bis 16 Jahre) CHF 8 und Familien CHF 30. Mehr zum Angebot findest du hier.