Fester, griffiger Fels, kaum Steinschlag, sehr gut abgesichert, kurze Zustiege, Routen für Anfänger und Fortgeschrittene (3a bis 8b) und das alles in traumhafter Umgebung. So könnte man das Klettergebiet Aletsch Arena im Kanton Wallis in wenigen Worten beschreiben. Mehr darüber erfährst du im folgenden Blog-Beitrag.
Entdeckt wurde dieses Klettergebiet bereits in den 1970er-Jahren, geriet danach aber rasch wieder in Vergessenheit. Die Bohrhaken rosteten und Wildwuchs machte sich breit. Bis der leidenschaftliche Kletterer Patrick Anderegg vor einigen Jahren in die Aletsch Arena zog und damit begann, die Klettergärten vor «seiner Haustüre» zu sanieren. Unterdessen steht in geschützter Südausrichtung bereits ein Klettergarten mit 18 neuen, bzw. neusanierten Routen (4b – 7a+) bereit. Ein zweiter ist in Arbeit und soll noch in diesem Sommer fertig sein.
Bestehende Klettergärten saniert
Seine Leidenschaft fürs Klettern teilt Patrick Anderegg mit einer stetig wachsenden Anhängerschaft. Kletterhallen schiessen wie Pilze aus dem Boden und vor allem Outdoor-Klettergärten mit kurzen Zustiegen sind an schönen Tagen oftmals komplett überlaufen. «Neue Felsen braucht das Land» lautete deshalb auch ein Ruf aus der Szene. Doch anstatt neue Gebiete zu erschliessen begann man in der Aletsch Arena damit, bestehende Klettergärten zu sanieren. Denn das Gebiet hat alles, was das Kletterherz begehrt: Von niedrigen Sportkletterblöcken bis hin zu anspruchsvollen Granitwänden für Mehrseillängen. Nordseitig kühl oder sonnig winterwarm. Und das Ganze inmitten einer atemberaubenden Natur, die in der autofreien Aletsch Arena als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO steht.

Bergführer Peter Stucky ist hier geboren und begann mit ein paar Freunden vor rund 50 Jahren mit dem Klettern. Sie waren es, die hier die erste Kletterwand oberhalb des Bettmersees entdeckten und mit einigen (wenigen!) Bohrhaken absicherten. «Damals noch mit schweren Schuhen und Handbohrern» erinnert er sich grinsend zurück. Als die neuen Kletterschuhe und Bohrmaschinen Einzug hielten, erweiterten sie bald ihr Gebiet. Neue Routen entstanden u.a. am «Adler» – jener Wand, die Patrick Anderegg in den vergangenen drei Jahren saniert hat.
«Ein super Felsen ohne Steinschlag in einem wunderschönen Klettergebiet!»
Bergführer Peter Stucky
«Ein super Felsen ohne Steinschlag in einem wunderschönen Klettergebiet, das durch die Sanierung nun auch für Einsteiger gut machbar ist», schwärmt Stucky. Dank Süd-Ausrichtung könne man hier manchmal sogar im Winter ein paar Seillängen klettern – und das gerade mal zehn Minuten von der Seilbahnstation entfernt und direkt oberhalb des Gasthofs Adler.

Klettergarten Adler
- 18 neue, bzw. neusanierte Routen (4b bis 7a+)
- reiner Gneis auf 1900 m Höhe
- Ausrichtung: Süd
- Wandhöhe: max. 25 m
- Ausrüstung: Kletterausrüstung, 50-Meter-Seil, 12 Expressen
- Zwischensicherung: 4b bis 5b: ca. alle 2 m; ab 5c: etwas grössere Abstände
- Zustieg: 10 Min. von Bergstation Bettmeralp

Ein zweiter Klettergarten mit griffigem Gneis wartet direkt oberhalb des wunderschön gelegenen Bettmersees auf über 2000 Meter. Diese drei Sektoren erhalten von Patrick Anderegg aktuell noch den letzten Feinschliff.
Das Gelände bietet auch hier eine grosse Vielfalt: Von Reibungsklettern für Anfänger über etwas schwierigeres Gelände in der Mitte bis hin zu anspruchsvollen Routen im dritten Sektor. Ein Abenteuerspielplatz vom Feinsten, der mit sagenhafter Aussicht und der Nähe zum See mit Grillplätzen, Volleyballfeldern, Spielplatz und kleiner Gastronomie punktet. «Klein aber fein … », strahlt Patrick Anderegg. « … und relativ unbekannt und damit alles andere als überlaufen!»
Klettergarten Bettmersee
- drei Sektoren mit insgesamt 16 Routen (4a bis 6c)
- Ausrichtung: Süd
- Wandhöhe: 18 m
- Ausrüstung: Kletterausrüstung, 50-Meter-Seil, 12 Expressen Zustieg: weniger als 30 Minuten von Bergstation Bettmeralp

Bekannter und anspruchsvoller
Bekannter ist hingegen der Klettergarten Fieschertal. Ein Gebiet mit rötlichem, vom Gletscher geschliffenen Granit und Gneis. Drei Sektoren mit rund 50 Routen (3c bis 6c) warten hier auf ambitionierte Profis, Anfänger und Familien. Kinder können hier auf einigen Routen ihre ersten Vorstiege wagen. Vorbildlich gesichert mit ausreichend Bohrhaken, die das Mitbringen mobiler Sicherungen erübrigt.
Für die 600 Meter hohe Granitwand Dome du Slot werden allerdings Friends und Keile empfohlen. Mit seinen anspruchsvollen Routen mit bis zu 14 Seillängen und Rissen, Verschneidungen und Platten mit vielen natürlichen Griffen, ist er nur für Könner geeignet.
Klettergarten Fieschertal
- drei Sektoren mit rund 50 Routen (3a bis 6c), dazu Mehrseillängentouren
- Gletscherschliffplatten und Gneis
- Ausrichtung: Nord und Süd
- Wandhöhe: 70 – 200 m
- Ausrüstung: Kletterausrüstung, 50-Meter-Seil, 12 Expressen (für den Dome du Slot werden Friends empfohlen)
- nähe Burghütte (32 Schlafplätze, Halbpension)
- Zustieg: Fieschertal: 0:50 – 1:20 h, 440 Hm; Bellwald via Hängebrücke Aspi-Titter (Titterschlucht): 2:15 h, 510 Hm)
Dome du Slot
- Routen von 6b bis 7b
- Wandhöhe: 600 m
- Ausrichtung: Süd
- Ausrüstung: 50-Meter-Halbseile, 10 Expressen, Friends (0,5 – 2) und Keile
- Zustieg: Burghütte 2 h; Fieschertal 3 h

Bouldern in Goppisberg
Welcher Boulder-Anhänger kennt sie nicht, die grossen Hotspots in Europa. Little Fontaine bleau in Frankreich, die Granitfelsen im Valle di Mello in Italien, oder auch das beliebte Boulder-Ziel oberhalb des Kochelsees in Deutschland.
Aber Goppisberg im Oberwallis? Nie gehört! Und doch bietet dieses Waldgebiet nahe der kleinen Ortschaft in der Aletsch Arena eine so reiche Auswahl an Felsen und Möglichkeiten, dass «man sie im Leben nicht schafft», wie Martial Minnig, passionierter Kletterer aus der Aletsch Arena, betont. Versteckt im Wald, nicht kartiert und nicht ausgeschildert. Kleine und grössere Granitfelsen dekorativ im Gelände verstreut bieten hier Probleme in allen Schwierigkeitsgraden und vollständiger Ruhe an.
Bonus: «Herr der Ringe»
In einer guten halben Stunde erreicht man vom Talort Fiesch zu Fuss den Klettergarten «Herr der Ringe» in Ernen/Obergoms. Von Bergführer Raoul Volken in unermüdlicher Kleinarbeit ständig erweitert, umfasst er aktuell 89 Routen und ist damit das grösste Klettergebiet im Walliser Talgrund. Ob Wand- und Risskletterei, Ausdauerrouten mit Überhängen oder zahlreiche harte Routen von 7a bis 8b: «Herr der Ringe» bietet in traumhafter Umgebung mit zahlreichen Höhlen und labyrinthischen Felsformationen ein grossartiges Klettererlebnis auf fein geschichtetem Gneis.