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Dani Arnold aus Bürgeln im Kanton Uri gehört zu den derzeit schnellsten Kletterern der Welt. Die Eiger-Nordwand hat er 2011 in gerade mal 2 Stunden und 28 Minuten durchstiegen und war somit 20 Minuten schneller als der bisherige Rekordhalter Ueli Steck. Und im April 2015 gelang ihm mit 1 Stunde und 46 Minuten die schnellste Solobegehung der Matterhorn-Nordwand.

Dani Arnold ist aber nicht nur der Schnellste, sondern oft auch der Erste. So gelang ihm 2010, zusammen mit Stephan Siegrist und Thomas Senf, die erste Winterbegehung des Torre Egger in Patagonien, 2012 kletterte er die Mixedroute The Hurting als erster Nicht-Schotte Rotpunkt. The Hurting gilt als schwerste Mixedroute überhaupt. Und 2013 waren er und David Lama die ersten, die die Route Bird of Prey in Alaska kletterten (6a, M7+, 90º, A2). Die beiden durchstiegen die zentrale Headwall an der 1500 Meter hohen Ostwand in rund 48 Stunden.

Derzeit ist Dani mit seinem Bruder in Kanada. Natürlich zum Klettern. Dennoch hat er sich kurz Zeit genommen, Bergwelt ein paar Fragen zu beantworten.

Und, wie läuft’s in Kanada?
Gut! Wir sind in Eis- und Mixedrouten unterwegs und konnten schon viele „Klassiker“ klettern. Ich bin zum ersten Mal hier und begeistert von den vielen Möglichkeiten. Viele der Routen sind im siebten und achten Grad. Das ist eigentlich nicht allzu schwer. Aber mir geht es vor allem darum, möglichst viele Routen und Gebiete kennenzulernen um die Entwicklung und die Gegebenheiten des Landes zu fühlen. Wir sind noch eine Zeit lang hier und werden weiter eifrig unsere Pickel schwingen. (lacht)

«Mir geht es darum, möglichst viele Gebiete kennenzulernen um die Entwicklung und die Gegebenheiten des Landes zu fühlen.»

Du reist für deinen Beruf regelmässig in die schönsten, spannendsten und teils auch gefährlichsten Klettergebiete der Welt. Könntest du dir vorstellen, einen Beruf auszuüben, bei dem man fünf Tage die Woche acht und mehr Stunden pro Tag im Büro sitzt?
Um ehrlich zu sein, nein! Ich kann mich zwar gut mit den unterschiedlichsten Situationen anfreunden, wenn ich aber zu lange nicht in den Bergen bin, bekomme ich Sehnsucht nach ihnen.

Was bedeutet das Klettern für dich?
Es ist weit mehr als nur schwierige Routen zu klettern. Ich stecke meine ganze Energie in meine Projekte. Einige kann ich dann auch tatsächlich realisieren, andere nicht. Vor allem letzteres zu akzeptieren ist wichtig und macht, wie ich denke, auch einen Teil meines Erfolgs aus.

Du bist derzeit der schnellste Kletterer der Welt. Nicht zuletzt wegen deinen Rekorden am Matterhorn und der Eiger Nordwand. Ist das ein wichtiger «Titel» für dich oder ist dir sowas egal?
Das ist schon wichtig. Auch wenn es mich manchmal etwas stört, nur als Speedkletterer betitelt zu werden. Ich versuche nämlich immer wieder unterschiedliche Projekte in Angriff zu nehmen, weil ich in allen Disziplinen des Bergsports gut sein möchte.

«Es stört mich manchmal, nur als Speedkletterer betitelt zu werden.»

Für gewisse Routen, in denen schon gute Kletterer mehrere Sunden unterwegs sind, brauchst du gerade mal einen Bruchteil der Zeit. Crack Baby ist so ein Beispiel. Für diesen Eisfall im Berner Oberland hast du lediglich 27 Minuten benötigt. Was machst du anders als andere Kletterer?
Klar, wenn ich alleine klettere bin ich schon viel schneller als in einer Seilschaft, weil das Sichern wegfällt. Es braucht aber jahrelange Erfahrung, um die nötige Sicherheit zu erlangen, damit man solche Route ohne Seil klettern kann. Du musst genau wissen was du kannst und was nicht.

Viele deiner Rekorde hast du in Eis- und Mixedrouten geschafft. Kletterst du grundsätzlich lieber im Eis als im Sommer am warmen Fels?
Ja, ich bin lieber im Winter unterwegs – wenn das Wasser zu Eis gefriert und diese unglaublichen Linien hinterlässt. Das ist etwas vom Schönsten, was es gibt.

Du hast einmal gesagt, dass du im Alpinismus neue Massstäbe setzen willst. Wie ist das gemeint? Geht denn überhaupt noch mehr als das, was du bislang erreicht hast?
Auf jeden Fall! Es geht immer weiter. Zeitlich aber auch technisch. Ich versuche immer mein Bestes zu geben und alles rauszuholen, was geht. Und wenn es dann jemand besser kann als ich, ist das auch gut. Ich bin ein fairer Sportler und würdige und anerkenne die Leistungen anderer Kletterer.

«Wenn es dann jemand besser kann als ich, ist das auch gut.»

Welche Gipfel und/oder Wände willst du in nächster Zeit in Angriff nehmen?
Ziele und Routen gibt es noch einige, die ich erreichen bzw. klettern möchte. Konkrete Pläne habe ich derzeit aber nicht. Wenn ich mich dann aber für etwas entscheide, geht es mit der Umsetzung meist sehr schnell.

Was rätst du jungen Kletterern, die auch irgendwann mal so klettern wollen wie du? Wie sollen sie vorgehen? Was sollten sie keinesfalls und was ganz sicher tun?
Es ist nicht einfach vom Bergsteigen zu leben. Dafür braucht es auch etwas Glück. Ich glaube aber, wenn das jemand wirklich will, dann kann er es auch. Man muss aber immer aufpassen, dass man nicht etwas macht, nur um bekannt zu werden.

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