Seit Jahren kämpft der St. Galler Historiker Hans Fässler darum, dass dem Gletscherforscher und Rassentheoretiker Louis Agassiz (1807-1873) die Ehrenmitgliedschaft im Schweizer Alpenclub (SAC) aberkannt wird. Bergwelt hat bereits 2015 darüber berichtet. Letzmals hat Fässler im März dieses Jahres an der Hauptversammlung der SAC-Sektion St. Gallen versucht, seinem Anliegen Gehör zu verschaffen. Doch sein Antrag wurde nach einer hitzigen Debatte abgelehnt. 

Louis Agassiz/Wikimedia

Nun gibt der Schweizer Zentralvorstand des SAC eine überraschende Antwort: Der “Glaziologe und Rassist” Agassiz sei schon seit über 140 Jahren nicht mehr Ehrenmitglied, heisst es in einer Medienmitteilung. Die Ehrenmitgliedschaft sei ein persönliches Recht, das beim Tod der Person erlösche. Heute sei es undenkbar, dass jemand mit rassistischem Gedankengut Ehrenmitglied werde. Von der Liste der ehemaligen Ehrenmitglieder streichen will der SAC Agassiz allerdings nicht. Es sei “viel wert- und sinnvoller, die Geschichte Agassiz’ aufzuarbeiten, anstatt sie auszulöschen”. Der SAC finde den Diskurs über Rassismus äusserst wichtig.

Vollständige Medienmitteilung des SAC vom 22.08.2017

Auch Antrag auf Umbenennung scheiterte

Neben der Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft hat Fässler auch immer dafür gekämpft, dass das Agassizhorn in Rentyhorn umbenannt wird. Renty hiess ein Sklave aus dem Kongo, den Agassiz in den 1850er-Jahren in den USA fotografieren liess, um die „Minderwertigkeit der Schwarzen Rasse“ zu belegen. Fässler hat dafür eigens die Kampagne “Démonter Louis Agassiz” ins Leben gerufen. Doch sein Anliegen fand weder bei den Standortgemeinden des Agassizhorns noch beim Bund Gehör und wurde abgelehnt.

In einer Bergwelt-Umfrage hat sich damals die Mehrheit der Teilnehmenden für eine Umbenennung des Agassizhorns ausgesprochen.

Titelbild: Agassizhorn (Mitte), rechts das Finsteraarhorn/Wikimedia

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