Wer in den Alpen unterwegs ist, weiss: Eine zuverlässige Wettervorhersage kann entscheidend sein. Doch was passiert, wenn wichtige US-Wetterdaten ausbleiben? Drohen wegen den Sparmassnahmen von Präsident Trump ungenauere Prognosen für die Schweiz? MeteoSchweiz gibt Entwarnung – und zeigt, warum wir weiterhin präzise Vorhersagen erwarten können.
Die Finanzkürzungen von US-Präsident Donald Trump treffen auch die amerikanische Wetter- und Klimaforschung. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), eine der weltweit wichtigsten Wetterbehörden, stellt viele Daten für globale Wettermodelle zur Verfügung. Doch was passiert, wenn diese Daten in Zukunft nicht mehr in gewohntem Umfang verfügbar sind?
Hat das Auswirkungen auf die Wettervorhersagen in der Schweiz? «Berggänger können sich auch künftig auf präzise Wetterprognosen verlassen», sagt Carla Netsch, stellvertretende Leiterin Kommunikation bei MeteoSchweiz gegenüber Bergwelt.

Wie stark ist MeteoSchweiz auf US-Daten angewiesen?
MeteoSchweiz nutzt US-Wetterdaten zwar indirekt über globale Modelle, doch für die regionalen Vorhersagen spielen sie kaum eine Rolle. «Je mehr Daten ein Wettermodell erhält, desto genauer sind die Prognosen. Deshalb findet ein umfassender globaler Austausch statt, an dem sich auch die USA beteiligen», erklärt Netsch.
Europäische Wettermodelle wie das Integrated Forecasting System (IFS) des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) nutzen Satelliten- und Bodendaten aus verschiedenen Quellen, darunter auch die NOAA. Doch direkte Messwerte aus den USA sind für MeteoSchweiz nur in Spezialfällen relevant – etwa für die Flugroutenberatung.
Warum Europa längst unabhängig aufgestellt ist
Obwohl die USA eine bedeutende Rolle in der Wetterforschung spielen, arbeitet Europa längst mit eigenen Lösungen. «Die Schweiz ist Mitglied des ECMWF, das das IFS-Modell betreibt und stetig weiterentwickelt», so Netsch. Dieses Modell zählt weltweit zu den besten und bildet die Basis vieler europäischer Wetterdienste. Für präzise Wetterprognosen in der Schweiz ist jedoch ein speziell angepasstes Modell noch entscheidender: ICON-CH.

ICON-CH: Das Schweizer Wettermodell für die Alpen
Während globale Modelle wie das IFS langfristige Wetterentwicklungen gut abbilden, braucht es für die komplexe Topografie der Alpen ein feiner aufgelöstes System. ICON-CH wurde genau für diese Herausforderung entwickelt:
- Feinere Auflösung: Während globale Modelle mit einem Raster von etwa 9 km arbeiten, hat ICON-CH eine Auflösung von nur 1,1 km. Dadurch lassen sich lokale Wetterphänomene wie Föhn, Talwinde oder plötzliche Wetterumschwünge viel genauer vorhersagen.
- Bessere Topographie-Erfassung: Klassische Wettermodelle tun sich schwer mit den schroffen Alpen. ICON-CH berücksichtigt präzise die Form von Tälern, Bergkämmen und Gletschern – entscheidend für exakte Prognosen.
- Schnelle Aktualisierung: ICON-CH wird häufiger aktualisiert als globale Modelle. Gerade bei schnellen Wetterumschwüngen in den Bergen ist das ein grosser Vorteil.
Das Modell liefert also eine wichtige Ergänzung zu den globalen Prognosen – doch ohne den weltweiten Datenaustausch wäre auch ICON-CH nicht so präzise.
Was, wenn der Datenaustausch leidet?
Ein kompletter Wegfall der NOAA-Daten wäre nicht ideal, aber verkraftbar. «Käme es zu einer Einschränkung des globalen Datenaustauschs, könnten weniger Daten in die Wettermodelle eingespeist werden», so Netsch. Allerdings gibt es zahlreiche Redundanzen, sodass fehlende Daten oft kompensiert werden können.
«Da viele Wettersysteme ohnehin durch verschiedene Quellen gespeist werden, bleiben die Prognosen verlässlich», erklärt Netsch. Dank ICON-CH und der engen Vernetzung mit europäischen Wetterdiensten bleibt die Schweiz auch ohne NOAA-Daten auf der sicheren Seite.

Wetter kennt keine Grenzen
Eine verlässliche Wetterprognose ist nur durch internationale Kooperationen möglich. Die Schweiz ist in zahlreiche Netzwerke eingebunden, darunter:
- ECMWF – Betreiber des hochpräzisen IFS-Wettermodells
- EUMETSAT – Europäische Organisation für meteorologische Satelliten
- EUMETNET – Interessenverband der europäischen Wetterdienste
«Diese internationalen Engagements sind sehr kosteneffizient: Die Schweiz leistet nur einen kleinen Beitrag, erhält aber vollen Zugang zu allen Daten und Dienstleistungen», so Netsch.
Mehr zur internationalen Zusammenarbeit von MeteoSchweiz findest du hier.
Was heisst das für Berggänger konkret?
Bergsportlerinnen und Bergsportler können sich weiterhin auf zuverlässige Wetterprognosen verlassen. Die modernen europäischen Modelle erfassen Wetterveränderungen in der Schweiz mit hoher Genauigkeit – Gewitter, Nebel und plötzliche Temperaturstürze bleiben gut vorhersehbar. Besonders ICON-CH sorgt dafür, dass kurzfristige Prognosen noch exakter sind. Wer eine Tour plant, kann sich darauf verlassen, dass selbst kleinräumige Phänomene wie lokale Nebelfelder oder Hangwinde präziser erfasst werden als je zuvor.
Die wichtigste Regel bleibt aber: Sich immer aktuell informieren und das Wetter im Auge behalten. Dabei hilft auch die kostenlose Wetter-App von MeteoSchweiz.

