Zuletzt aktualisiert am 10. April 2020 |Eines meiner Lieblingsberggasthäuser im Alpstein, die Meglisalp, wird um- und ausgebaut. Ok, das an sich ist ja nichts Aussergewöhnliches. Wie das Geld für den Umbau gesammelt wird hingegen schon: nämlich mit sogenannten «Zeddeln», einer besonderen Form von verzins- und rückzahlbaren Darlehen, die aus einer Zeit stammt, in der Banken noch keine privaten Bauvorhaben finanziell unterstützt haben. In der Schweiz wurde diese Art der Finanzierung 1912 eingeführt und existiert heute nur noch in Appenzell Ausserrhoden (Zedel) und Appenzell Innerrhoden (Zeddel).

Die «Meggelin-Zeddel»

Wer einen «Meggelin-Zeddel» erwirbt, gewährt den Meglisalp-Verantwortlichen ein rückzahlbares Darlehen in der Höhe von 5000 Franken, was derzeit etwa 4300 Euro entspricht. Jeder «Zeddel» wird mit einem Gutschein für eine Übernachtung für zwei Personen pro Kalenderjahr verzinst, mit einem Zinssatz von aktuell 3,5 Prozent pro Jahr. Wer zwei und mehr «Meggelin-Zeddel» zeichnet, wird zudem Mitglied im exklusiven Club «Meggelin».

Etwas günstiger ist die Darlehensvariante «Meggelin 1520». Sie besteht aus einem rückzahlbaren Darlehen von 1520 Franken – für jeden Höhenmeter der Meglisalp 1 Franken. Dieses Darlehen kann jährlich mit 1,5 Prozent in Form eines Konsumationsgutscheins verzinst werden oder als Barverzinsung mit 1,0 Prozent.

Von der Kuranstalt zum Berggasthaus

Erbaut wurde die Meglisalp vor 120 Jahren vom Urgrossvater des heutigen Wirtepaars Gaby und Sepp Manser als «Kuranstalt Meglisalp». Saniert wurden die Gebäude bislang erst ein Mal, im letzten Jahrhundert. Mit dem aktuellen Um- und Ausbau will man den veränderten Gästebedürfnissen nachkommen. Neu wird es mehr Zimmer und Familienzimmer geben und weniger Massenlager. Der ursprüngliche Charakter der Meglisalp soll aber erhalten bleiben, betonen die Verantwortlichen. Auch nach dem Ausbau werden nicht mehr als 130 Schlafplätze zur Verfügung stehen.

Die Finanzierung soll noch in diesem Jahr sichergestellt werden. In den ersten vier Monaten wurde bereits ein Drittel des benötigten Darlehenskapitals zugesichert. Gebaut wird dann voraussichtlich 2019/2020 und die Neueröffnung ist auf Anfang Saison 2020 geplant. Ausschliesslich auf die «Zeddel» angewiesen ist die Meglisalp aber nicht. Die Appenzeller Kantonalbank soll nämlich zugesichert haben, das Projekt «grosszügig zu unterstützen».

Wie wir das Bauvorhaben untersützen werden, haben wir noch nicht entschieden – wir werden aber kaum so grosszügig sein können, wie die Appenzeller Kantonalbank. Es wird aber wohl die Variante «Meggelin 1520» sein, wo es einen Konsumationsgutschein gibt. Meist sind wir nämlich nur kurz zum Mittagessen auf der Meglisalp und gehen dann entweder wieder zurück ins Tal oder noch weiter hinauf.

«Meggelins Alp»

Nach einer alten Sage gehörte die Hälfte der heutigen Alp Meglisalp einem beliebten Senn namens Meggelin, der später sogar zum Landammann gewählt wurde. Josua, der andere Senn, war ein verschlossener, griesgrämiger Einzelgänger. Er wollte Meggelin aus Missgunst vertreiben und bot einer finsteren Gestalt die obere Hälfte der Alp an, falls ihm diese bei der schändlichen Tat helfe. Meggelin vermochte jedoch mit Hilfe gutmütiger Zwerge den Fluch abzuwenden. Der Name von Meggelins Alp blieb der Meglisalp bis heute erhalten. (pd)

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