Zuletzt aktualisiert am 10. Februar 2018 |Berggipfel tragen oft Phantasienamen, Ortsnamen oder Namen von berühmten Persönlichkeiten. So auch das Agassizhorn im Berner Oberland. Sein Namensgeber Louis Agassiz ist allerdings sehr umstritten. Seit 2007 wird deshalb versucht, den Namen des 3953 Meter hohen Berges zu ändern – bislang erfolglos. Doch nun soll ein neuer Anlauf genommen werden. Und das nicht zuletzt dank unfreiwilliger Schützenhilfe des Bundesrats.

Das Agassizhorn in der Mitte, rechts davon das Finsteraarhorn/Wikimedia

Der Name Agassizhorn ist vielen Menschen ein Dorn im Auge. Louis Agassiz (1807 – 1873) war nämlich nicht nur ein zu seiner Zeit führender Glaziologe, sondern auch ein Rassentheoretiker, der von der Minderwertigkeit der Schwarzen überzeugt war. Seit vielen Jahren wird darum erfolglos versucht, den Berg in Rentyhorn umzutaufen. Renty hiess ein Sklave aus dem Kongo, den Agassiz in den 1850er-Jahren in den USA fotografieren liess, um die „Minderwertigkeit der Schwarzen Rasse“ zu belegen. In gewissen Kreisen gilt Agassiz als Vater des wissenschaftlichen Rassimus.

Louis Agassiz (l) und der Sklave Renty (Bilder: Wikipedia & Zealy, J. T)

Der St. Galler Historiker Hans Fässler lancierte Ende Mai 2007 – anlässlich des 200. Geburtstags von Agassiz – die Kampagne „Démonter Louis Agassiz„, die zum Ziel hatte, den Berg umbenennen zu lassen. Aber weder eine Petition, die von rund 2600 Personen unterschrieben wurde, noch die Unterstützung eines Nationalrates konnten dem Vorhaben zum Erfolg verhelfen. Die Vertreter der Standortgemeinden des Agassizhorns, Guttannen, Grindelwald und Fieschertal im Kanton Wallis, wollten davon nichts wissen und entschieden, dass der Berggipfel im UNESCO-Weltkulturerbe Jungfrau-Aletsch seinen Namen behält. Die Sache sei zu teuer und zu aufwändig, hiess es damals unter anderem. Und der Bundesrat erklärte, dass er „nicht zuständig für die Be- und Umbenennung von Berggipfeln oder anderen geografischen Objekten“ sei. Die bundesrätlich verfügte Umbenennung der „Höchsten Spitze“ im Monte-Rosa-Massiv in „Dufourspitze“ im Jahr 1863 sei nur eine „Ausnahme“ gewesen, hiess es weiter.

Doch 2014 hat der Bundesrat selber dafür gesorgt, dass wieder frischer Wind in die Causa Agassiz kommt, als er in nur gerade drei Wochen die „Ostspitze“ im Monte-Rosa-Massiv in „Dunantspitze“ umbenennen liess, zu Ehren von Henry Dunant, dem Gründer des Roten Kreuzes. Im September diesen Jahres hat SP-Nationalrat Carlo Sommaruga deshalb eine Interpellation eingereicht, die erneut die Umbenennung des Agassizhorns in Rentyhorn verlangt. Er stützt seine Forderung nicht zuletzt auf die aussergewöhnlich schnelle und unkomplizierte Umbenennung der „Ostspitze“.

Titelbild: Das Agassizhorn (Mitte), rechts das Finsteraarhorn/Wikimedia


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