Da kloppt sich am vergangenen Samstag im Himalaya eine Gruppe Sherpas mit drei westlichen Bergsteigern, spricht gegen sie sogar Todesdrohungen aus und die Alpinwelt fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Nicht zuletzt, da in diesen Streit die Spitzenbergsteiger Ueli Steck und Simone Moro involviert waren. Beide kennen Land und Leute im Himalaya und waren bereits auf dem Everest.

Ein paar ganz Schlaue wussten natürlich schon kurz nach dem Vorfall, dass der Grund für die Auseinandersetzung nur im “arroganten und kolonialistischen Auftreten” der westlichen Bergsteiger liegen kann. Auch wenn es im Himalaya bekanntermassen Probleme mit dem Massentourismus durch kommerzielle Expeditionen gibt, ganz so einfach darf man es sich meiner Ansicht nach dennoch nicht machen. Denn Steck, Moro und der britische Fotograf Jon Griffith waren solo bzw. im Alpinstil unterwegs. Sie sicherten sich also selber, trugen auch ihr Gepäck selber und verzichteten auf zusätzlichen Sauerstoff.

Ist es daher nicht auch vorstellbar, dass die einheimischen Sherpas nicht erfreut darüber waren, dass die Bergsteiger ohne ihre Hilfe auf den Everest wollten? Die Sherpas verdienen mit den Expeditionen bekanntlich ihren Lebensunterhalt. Dazu kommt jeweils auch der Druck, die oftmals nicht ausreichend trainierten Expeditionsteilnehmer heil rauf und wieder runter zu bringen. Dass da in einer Situation wie am vergangenen Samstag auch mal eine Sicherung durchbrennen kann, nachdem ein falsches Wort gesagt oder eine falsche Geste gemacht wurden, scheint mir verständlich. Insbesondere, wenn es sich bei den Kontrahenten nicht um zahlende Gäste handelt. Denn auch wenn die Sherpas weitestgehend immun sind gegen die Höhenkrankheit, die Arbeit in diesen Höhen ist auch für sie physisch und psychisch anstrengend und nicht ungefährlich. Aber normalerweise schlichtet man solche Auseinandersetzungen noch an Ort und Stelle oder man trennt sich im schlechtesten Fall ohne sich zu einigen und geht einfach wieder seiner Wege.

Leider passierte nichts davon. Im Gegenteil: In Camp 2 eskalierte die Situation und etwa 100 Sherpas griffen die drei westlichen Bergsteiger mit Steinen und Stöcken an, verletzten sie dabei und drohten ihnen sogar mit dem Tod. Das ist absolut inakzeptabel – Probleme mit dem Massentourismus hin oder her. In einer zivilisierten Welt löst man Probleme auf andere Art und Weise.

Das haben offenbar unterdessen auch die beiden Streitparteien eingesehen und einen “Friedensvertrag” unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, sich am Berg nicht mehr zu prügeln.

Nachdem die möglichen Hintergründe dieser Eskalation und die Situation vor Ort nach dem Vorfall nur kurz in einer Medienmitteilung geschildert wurden, haben sich Steck und Moro unterdessen in Interviews auch etwas ausführlicher dazu geäussert. Für Steck ist ein grosser Traum geplatzt.

Titelbild: mountainguides.com, Kerem Barut

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